São Miguel : Caldeiras, Seen und atemberaubende Aussichten

Die Azoren, das sind 9 Inseln verloren mitten im Atlantik, wenn man eine Linie von Lissabon nach New York zieht liegen sie auf etwa einem Drittel des Weges. Nun, nicht ganz so verloren, da viele Seeleute dort auf ihrer Atlantiküberquerung eine Pause einlegen. Dies ermöglicht ihnen der Hotspot der Azoren, eine Zone mit Vulkanaktivität, wo die nordamerikanische, eurasische und afrikanische Lithosphärenplatte aufeinandertreffen. Diese geologischen Merkmale, mit Hilfe des feuchten Klimas, zeichneten über Jahrhunderte die spektakuläre Landschaft der Azoren, die uns magisch anzieht : steile Klippen, Krater mit üppiger Vegetation und mal grüne, mal türkise Seen.

Letztere waren es, die uns Flugtickets nach Ponta Delgada haben kaufen lassen. Öffnet eure Lieblingssuchmaschine, tippt „Sete Cidades“ in die Bildersuche und es gibt kein halten mehr, man muss das mit seinen eigenen Augen sehen ! Der See von Sete Cidades ist der wohl bekannteste der Seen im Herzen der erloschenen Vulkane und es wird einem sofort klar, warum — zumindest, wenn man ihn an einem sonnigen Tag besucht.

Sete Cidades

Ungeduldig wie wir sind nehmen wir die Abzweigung nach Sete Cidades direkt an unserem ersten Tag auf der Insel. Wir durchqueren den Ort und ein paar Kurven später befinden wir uns ohne Vorwarnung auf der Brücke, die die beiden Seen Lagoa Azul und Lagoa Verde voneinander trennt. Genau genommen ist es nur ein See, die unterschiedlichen Farben entstehen durch Reflexionen und Algen. An einem bedeckten Tag wie diesem und auf Höhe des Sees ist ein Unterschied kaum erkennbar, also auf zum Aussichtspunkt, um das ganze von oben zu betrachten !

Sete Cidades, vue du premier belvédère

Wir folgen also für einige Minuten den Wegweisern zum Miradouro da Vista do Rei bevor uns dichter Nebel umhüllt. Früher Nachmittag hin oder her, wir schalten die Scheinwerfer des Autos an, da man grade noch die nächste Kurve erkennen kann. Doch wir geben nicht auf und unser Weg nach oben endet auf einem beinahe leeren Parkplatz mit einer Aussicht, die stark an Malewitschs „Weiß auf Weiß“ erinnert. Überflüssig zu erwähnen, dass wir unser Glück an einem anderen Tag erneut versuchen werden, aber ein unheimlich wirkendes verlassenes Gebäude auf der anderen Straßenseite zieht uns magisch an. Es ist auf allen Karten zu finden, also ist es nicht nötig ein Geheimnis aus seinem Standort zu machen. Aber mehr dazu in diesem Post. 

Vue sur Sete Cidades par brouillard

Selbstverständlich kommen wir wieder, und am übernächsten Tag, an dem wir aufgrund des bedeckten Himmels erst andere Pläne hatten, durchbricht die Sonne am Nachmittag die Wolkendecke. Spontane Planänderung und erneut auf zum Aussichtspunkt ! Diesmal ist der Parkplatz um einiges voller und gerade erst ausgestiegen raubt uns die Aussicht den Atem. Es ist so ein Ort, an dem man sein Erinnerungsfoto macht um dann das Equipment wieder einzupacken und sich das Bild auf die Netzhaut zu brennen und so den Moment auf ewig zu bewahren.

Vue sur Sete Cidades par beau temps

Wenn der Zeitplan es erlaubt lohnt es sich, sowohl bei klarem als auch bedecktem Wetter zum Aussichtspunkt zu fahren, denn das Hotel verliert bei strahlendem Sonnenschein an Reiz, wenn man das Dach nur besteigt um von einem noch höheren Punkt die Aussicht und den 360-Grad Blick auf die Insel zu genießen. Bei freier Sicht heißt es, keine Zeit zu verlieren, die bedeckten Tage an diesem Ort sind zahlreich. An einem Tag, an dem das Wetter erst nachmittags aufklart und die meisten Leute schon etwas anderes besichtigen, kann man die Aussicht in Ruhe genießen, an sonnigen Tagen braucht man etwas mehr Geduld und muss die Aussicht mit vielen anderen teilen.

Lagoa do Canário

Einige Tage später schenkt uns der Himmel einen weiteren wolkenlosen Tag und wir ergreifen die Gelegenheit, die Kulisse des Fotos zu besuchen, das man immer wieder in sämtlichen Reiseführern sieht, ein schmaler Pfad, der zu einer kleinen Plattform führt, die den See überblickt. 

Auf den Bildern erweckt es den Anschein, der Aussichtspunkt läge mitten im Nirgendwo inmitten eines schmalen Wanderweges, in Wirklichkeit befindet er sich wenige Gehminuten von einem Parkplatz im Park, in dem sich auch die Lagoa do Canário befindet, direkt am Anfang eines Wanderweges, man kann also wunderbar seine Großmutter mitnehmen. In Flip Flops.

Dieser leicht zugängliche Parkplatz empfiehlt sich auch deutlich mehr, um sein Auto abzustellen, als die Straße davor, auf der bei schönem Wetter sowieso schon mehr Autos parken als eigentlich hin passen, auch wenn dieser Parkplatz am Eingang des Parks nicht ausgewiesen ist. Er befindet sich direkt neben einem Picknickplatz, auf dem einige gemauerte Grills zur Verfügung stehen, wie eigentlich überall auf der Insel. 

Nachdem wir ein Auge auf die kleine Lagoa do Canário geworfen haben gehen wir hoch zum Aussichtspunkt, der auf den süßen Namen Miradouro da Boca do Inferno hört. Der Winkel ist natürlich ein ganz anderer als vom Vista do Rei, die Aussicht aber ebenfalls atemberaubend mit der Lagoa de Santiago und Lagoa Rosa zusätzlich im Blick. Es lohnt sich, nach dem Besuch des Aussichtspunktes den Wanderweg etwas weiter zu gehen, die Aussicht bleibt spektakulär — nur ohne viele Touristen und Selfie Sticks. Wir hatten diesmal nicht die Gelegenheit, den Weg komplett zu gehen, es steht aber auf der Liste fürs nächste Mal !

Lagoa do Canario

Lagoa do Fogo

Der letzte der drei Größten Seen (fehlt nur der von Furnas), Lagoa do Fogo, befindet sich ungleich den anderen im Zentrum der Insel. Es ist möglich, hinunter zu fahren und sogar zu baden, wir sind aber genug damit beschäftigt, ihn von den diversen Aussichtspunkten oberhalb des Sees zu bestaunen (was nicht bedeutet, dass wir es beim nächsten mal nicht tun werden!). Der erste Aussichtspunkt von Norden kommend, Miradouro alto da Lagoa do Fogo, verfügt nur über wenige Parkplätze und ist meist überfüllt, da von dort ein Weg zum See hinauf führt und es dort auch einen Eiswagen gibt. Also der touristische Halt und wir folgen weiter dem Weg zum nächsten Aussichtspunkt.

Der Zweite Haltepunkt, nur kurz oberhalb des ersten, ist deutlich einfacher zu besuchen, es gibt einige Parkplätze am Rand der Straße und die Aussicht, nichts als die Aussicht, aber auch nicht mehr zu entdecken. 

Lagoa do Fogo - Açores - Sao Miguel

Wir fahren weiter zum nächsten Parkplatz. Von dort führt ein kleiner Pfad, den wir lieber zu Fuß hinaufsteigen und an dem auch ein Startpunkt für Paraglider liegt, weiter nach oben, bis zu einer der zahlreichen Antennen der Insel. Nachdem man beinahe alle kleinen Straßen der Insel befahren und dutzende Krater und Seen an allen Enden der Insel gesehen hat könnte man meinen, dass einen kein Ausblick mehr den Atem rauben kann. Weit gefehlt, diesen Aussichtspunkt sollte man sich keinesfalls entgehen lassen. Beim nächsten Mal werden wir bis zu einem der Strände wandern, um uns ins türkisblaue Wasser zu stürzen !

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